anomaler Zeeman-Effekt und Hyperfeinstruktur
Versuch Nr. 396
Wir betrachten den anomalen Zeeman-Effekt an der türkisen Cadmium-Linie bei einer Wellenlänge von λ0 = 480,0 nm, bzw. einer Frequenz von ν0 = 624,6 THz. Der zugehörige Übergang findet zwischen den Niveaus 3S1 (oberes Niveau) und 3P1 (unteres Niveau) statt. Beide Niveaus besitzen einen Gesamtspin S = 1, so dass hier der anomale Zeeman-Effekt beobachtet werden kann. Der Gesamtdrehimpuls J des 3S1-Zustands beträgt J = 1, dessen Gesamtdrehimpuls L beträgt L = 0, was zusammen mit dem Gesamtspin auf einen gJ-Faktor von gJ = 2 führt. Für den 3P1-Zustand gilt J = L = 1 und mit S = 1 somit gJ = 1,5. Entsprechend der möglichen Gesamtdrehimpulse gilt für die Auswahlregeln ΔMJ = 0, ±1, wobei MJ = 0 nach MJ = 0 für ΔJ = 0 verboten ist.
Insgesamt können folglich sechs Linien beobachtet werden. Dabei führt der Übergang mit ΔMJ = 0 zu zwei linear polarisierten Linien, die nur in der Richtung transversal zur magnetischen Flussdichte beobachtet werden können. Es handelt sich dabei um die sogenannten π-Linien. Die Übergänge mit ΔMJ = ±1 führen zu den sogenannten σ-Linien, die eine einander entgegengesetzte zirkulare Polarisation aufweisen. Diese Linien erscheinen in transversaler Beobachtungsrichtung linear polarisiert. Die zirkulare Polarisation kann in longitudinaler Beobachtungsrichtung festgestellt werden.
Der folgende Ausschnitt des Termschemas fasst die theoretischen Überlegungen zusammen:
Bei im Experiment typischen magnetischen Flussdichten von B = 370 mT beträgt die typische Energieaufspaltung ΔES - ΔEP = 1,04 · 10-5 eV, bzw. die zugehörige Frequenzaufspaltung Δν = 0,0025 THz. Geht man von der ursprünglichen Wellenlänge von λ0 = 480,0 nm aus, so beträgt die Verschiebung der Wellenlänge lediglich Δλ = 0,0019 nm, was noch einmal weniger ist als beim normalen Zeeman-Effekt. Um diese Aufspaltung auflösen zu können, bedient sich der Versuch eines Fabry-Pérot-Etalons, das über Vielstrahlinterferenz eine Auflösung von etwa 2,5 GHz erreicht.
Zusätzlich zum anomalen Zeeman-Effekt lässt sich bei diesem Experiment eine Hyperfeinstruktur beoboachten. Da es sich bei der verwendeten Lampe nicht um eine isotopenreine 114Cd-Lampe handelt, befinden sich darin auch die Isotope 111Cd und 113Cd mit Kernspin 1/2. Mit diesem Kernspin wechselwirken die Elektronen, was zu theoretisch vier zusätzlichen Linien im Fall ohne äußere magnetische Flussdichte führt. Drei dieser Linien lassen sich beobachten, die vierte liegt nur 1,8 GHz von der Linie zu 114Cd entfernt. Zur Beobachtung dieser Linie reicht die Auflösung des Aufbaus nicht aus.